Ein feste Burg ist unser Gott: Konzert zum Reformationsjahr

Ein feste Burg ist unser Gott: Konzert zum Reformationsjahr

Ein feste Burg ist unser Gott: Konzert zum Reformationsjahr

# Webseiten-Migration

Ein feste Burg ist unser Gott: Konzert zum Reformationsjahr

01 | Collage „Ein feste Burg ist unser Gott“

„Wer singt, betet doppelt“ Mit dieser Auslegung des Psalm 72,1 durch Augustinus von Hippo begrüßte Pfarrer Reiner Stahlhacke am vergangenen Sonntag die Besucher des Konzerts zum Reformationsjahr und unterstrich auch im Folgenden die Bedeutung des Musizierens im Allgemeinen so wie die Kirchenmusik im Besonderen. Viele Menschen waren der Einladung des Pastoralverbunds Geseke in die Stadtkirche St. Petri gefolgt, um den Klängen von Orgel und Blechbläsern zu lauschen.

Auf dem Programm standen ausschließlich Bearbeitungen von Chorälen, die aus der Feder Martin Luthers stammen und damit die große Nähe des Theologen und streitbaren Reformators zur Musik aufzeigen. Dieser Streifzug durch gleich mehrere Musikepochen wie zum Beispiel den Barock, die Romantik und die Moderne sollte gelingen und bot auch im Hinblick auf die damit vereinigten Stile reichlich Abwechslung.

Ihre jeweiligen Vertreter an diesem Konzertabend waren Dietrich Buxtehude (1637-1707), Johann Gottfried Walther (1684-1748), Johann Sebastian Bach (1685-1750), Georg Böhm (1661-1733), Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847), Max Reger (1873-1916) sowie die Geschwister Anne Weckeßer (1973) und Christian Sprenger (1976).

Bereits der Auftakt mit dem bekannten Choral „Ein feste Burg ist unser Gott“ in einer Bearbeitung von Christian Sprenger ging unter die Haut. Der Geseker Posaunenchor unter der Leitung von Werner Naundorf vermochte den in bunten Farben ansprechend beleuchteten Raum der Stadtkirche mit warmen und festlichen Klängen zu füllen. Mit weiteren Darbietungen des gleichen Chorals durch Christoph Niggemeier an der Orgel, dem die Zuhörer sowohl die Idee als auch das Konzept des Konzerts verdanken, und Maximilian Buchberger-Lönne an der Trompete stimmten nun auch die beiden Solisten des Abends ein.

Zuvor bedankte sich Pfarrerin Kristina Ziemssen in ihrer Begrüßung für die Einladung und die vielfältigen und intensiven Kontakte im Jahr des Reformationsjubiläums: „Miteinander im Gespräch zu sein, sich füreinander zu interessieren, gegenseitig Anteil zu nehmen, erleben wir als Gewinn.“ Als Vertreterin der Evangelischen Kirchengemeinde sowie als Mitglied des Posaunenchors führte sie anschließend gekonnt und engagiert durch das Programm.

Ihre wohldosierten Hintergrundinfos zeigten nicht selten den Zusammenhang zwischen Komponist und Komposition auf, oft auch deren Wirkungsgeschichte im Verlauf der Reformation oder die Verbindung der gewählten Stücke zur Theologie bzw. den reformatorischen Grundgedanken. Zum Beispiel wird anhand des Katechismusliedes „Vater unser im Himmelreich“, in dem die Bitten des Vaterunsers vertont sind, deutlich, wie sehr Luther die elementaren Bekenntnisse und Gebete zu verinnerlichen suchte: Der Klang der Lieder erhebt die Aussagen über das Alltägliche der normalen Sprache und werden dadurch besser behalten.

Somit erfolgte dann auch die Einladung an die versammelte Gemeinde, nach Auszügen der 6. Orgelsonate von Felix Mendelssohn-Bartholdy aus dem Jahr 1845, gemeinsam in die erste Strophe einzustimmen. Der Gesang wurde mit „Nun bitten wir den heiligen Geist“ fortgesetzt; begleitet durch den Posaunenchor nach einer Bearbeitung von Anne Weckeßer. Werner Naundorf hatte im Vorfeld zum Konzert die Gelegenheit genutzt, in einem Workshop mit der Komponistin und ihrem im gleichen Maße engagierten Bruder Christian Sprenger die Hintergründe und Ideen zu ihren Kompositionen zu erfahren. Gemessen an der emotionalen Energie, die die Blechbläser in die gut gefüllte Stadtkirche entließen, darf die Umsetzung all dessen als wirklich gelungen bezeichnet werden.

Ebenso gelungen waren die Darbietungen der Solisten Christoph Niggemeier und Maximilian Buchberger-Lönne. Die studierten Kirchenmusiker harmonierten sehr gut im Duett von Orgel und Trompete bei Werken von Bach und Walther. Ihre Bekanntschaft machten sie im vergangenen Jahr bei einem Konzert zu jenem Komponisten, auf dessen Choralfantasie „Ein feste Burg ist unser Gott“ (Op. 27) die Grundidee zu dem Programm entstand: Max Reger. Das Stück markiert nicht nur einen kompositorischen Meilenstein des katholischen Künstlers sondern auch einen Wendepunkt der Tonsprache zur Moderne. Wie erwartet zeigte sich das Publikum beeindruckt von dieser überaus prächtigen Choralbearbeitung, das in puncto Virtuosität und Ausdruck den Höhepunkt sowie ein fulminantes Finale dieses Konzerts darstellte und in reichlich Beifall für alle Mitwirkenden des Abends mündete.

In der mit Applaus erbetenen Zugabe erklangen als Reprise zum ersten Mal an diesem Abend alle Instrumente gemeinsam – zu „Nun bitten wir den Heiligen Geist“ von Anne Weckeßer. Ein Lied von Martin Luther, dessen Kraft und Beliebtheit im Kontrast aus Bedrückung und Sehnsucht begründet liegt, wie Pfarrerin Kristina Ziemssen zu berichten weiß: „Weil die Wirklichkeit des Lebens nicht ausgeblendet und die Verheißung des Glaubens nicht vergessen wird.“ Somit steht die frohe Botschaft von Gottes Liebe am Ende eines wirklich gelungenen Konzertabends.

Text und Fotos: Sven Leutnant

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed